Der Weg des Post-Consumer-Abfalls
Recycling auf hohem Niveau
Eine Gruppe des MPI-P hat zwei Recyclingwerke besucht. Interessierte aus verschiedenen Arbeitsgruppen und Servicestellen haben sich zusammengefunden und sind nach Gernsheim zur MEILO Gesellschaft zur Rückgewinnung sortierter Werkstoffe mbH & Co. KG und im Anschluss zum Verwerter Kunststoff Recycling Grünstadt GmbH gefahren. Die beiden Führungen boten einen sehr guten Einblick in die Komplexität der verschiedenen Recyclingprozesse.
MEILO in Gernsheim nahe Darmstadt bekommt den Abfall der gelben Säcke bzw. der gelben Tonne aus dem Umkreis von 300 km angeliefert und sortiert diesen mit einem riesigen Maschinenpark. Dazu gehören u.a. Windsichter, Magnetabscheider und Nahinfrarot-Trenner. MEILO gelingt es, aus dem Post-Consumer-Abfall Papier, verschiedene Metalle, Folien, Getränkekartons, aber auch acht verschiedene Kunststoffe auszusortieren. Davon gehen die meisten sortenreinen Kunststoffe ins Recycling. Die Kunststoffe, die zu stark verschmutzt sind oder einfach nicht mehr zu trennen sind, wie bei Verbundstoffen, landen in der thermischen Verwertung, sprich werden verbrannt.
In all dem Müll, der angeliefert wird, sind immer noch zwei Drittel enthalten, die gar nicht in den gelben Sack/die gelbe Tonne gehören, so der Betriebsleiter Manuel Götz. Hier muss sich der Verbraucher an die eigene Nase fassen. Allerdings gibt es auch immer noch zu viele Verbundstoffe bei den Verpackungen, die im mechanischen Recycling nicht voneinander getrennt werden können und damit dem Recycling verloren gehen. Diese gehören zu den 47%, die der energetischen Verwertung zugeführt werden.
An dieser Stelle sind Politik, Industrie und die Marketingabteilungen der Großkonzerne gefragt, gesetzliche Richtlinien zu setzen und Verpackungen zu entwickeln, die Mischkunststoffe reduzieren. Auf diese kann man im Lebensmittelbereich (noch) nicht überall verzichten, denn die sogenannten Multilayer garantieren Haltbarkeit und schützen die Produkte: Der Käse bleibt länger haltbar und verliert nicht sein Aroma.
Hier liegt die Chance für die Forschung weiter an Monolayern zu arbeiten und neue Materialien oder Beschichtungen zu entwickeln, die all die Ansprüche an Lebensmittel erfüllen.
Der zweite Besuch fand bei Kunststoff Recycling Grünstadt statt. Dort wurde die Gruppe durch das Werk geführt, das nicht weniger klein als das in Gernsheim und vom Maschinenpark nicht weniger beeindruckend ist. Allerdings werden in Grünstadt vorwiegend die Altkunststoffe HDPE, PP, PS und auch technische Kunststoffe entweder zu Mahlgütern oder zu Regranulaten verarbeitet, die wiederum an die kunststoffverarbeitende Industrie weitergereicht werden.
Es war eindrucksvoll, wie aus den vorsortierten Kunststoffen des Post-Consumer-Abfalls in vielen einzelnen Schritten klein geschredderte Flakes werden und diese nach aufwändigen Reinigungsprozessen mehrfach in die weitere Sortierung übergingen. Über Nahinfrarot-Scanner und optische Detektion können die Flakes aus verschiedenen Farben so exakt sortiert werden, dass man am Ende ein homogenes Ausgangsprodukt hat. Durch Schmelz- und Extrusionsverfahren wird daraus dann das Endprodukt wie beispielsweise weißes Regranulat produziert: ein Sekundärrohstoff für den nächsten Beauty-Tiegel oder die nächste Flasche für den Power-Reiniger.
In dem besuchten Werk werden aus jährlichen 38.000 t Kunststoff hochwertige Regranulate hergestellt. Dies ist ein schlüssiges Gesamtkonzept, wenn die Absatzmärkte in gleichem Maße mitspielen würden. Dr. Torben Kraffczyk, Mitglied der Geschäftsführung, machte im anschließenden Gespräch nach der Werksführung deutlich, dass Recyclat noch nicht von allen potentiellen Industriezweigen in den Mengen abgenommen wird, wie es u.U. möglich wäre. So musste die Gruppe vom MPI-P erfahren: Das teurere Recyclat lässt Abnehmer noch zögern, besonders bei dem derzeitigen Preisverfall des Rohöls. Gleichzeitig wird der weiße Sekundärrohstoff eher für Duschgel-Verpackungen eingesetzt als ein grauer. Obwohl die Qualität dieselbe ist, scheint eine weiße Verpackung für den Verbraucher und für die Verkaufszahlen geeigneter zu sein.
Für die Gruppe vom MPI-P war nach dem Tag klar: Geschlossene Kreisläufe im ökologischen wie auch im ökonomischen Sinn werden nach und nach in den unterschiedlichsten Industriezweigen entwickelt, aber bis diese flächendeckend eingeführt sind und wirklich für alle Beteiligten nachhaltig und rentabel sind, ist es noch ein langer Weg.