Vorbilder für junge Wissenschaftlerinnen

Zwölf Max-Planck-Wissenschaftlerinnen wurden von Januar 2024 bis 2025 berufen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind ebenso vielfältig wie ihre wissenschaftlichen Biografien

10. Februar 2025
Maude W. Baldwin
Direktorin am Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz, Seewiesen und Martinsried

Maude W. Baldwin erforscht die Evolution des Geschmackssinns und der Verdauungsphysiologie bei Wirbeltieren. Mit ihrem Team fand sie heraus, dass Vögel im Laufe der Evolution ihren Rezeptor für die Wahrnehmung von Süßem verloren haben. Dennoch können Kolibris, Singvögel und manche Spechte Süßes über einen neu entwickelten Rezeptor für Herzhaftes schmecken. Der Wendehals hingegen, ein auf Ameisen spezialisierter Specht, hat diese Fähigkeit im Laufe der Evolution ein zweites Mal verloren. Mit ihrer aus einer Forschungsgruppe erweiterten Abteilung untersucht Baldwin die Ursachen und Auswirkungen solcher evolutionären Veränderungen von Sinneswahrnehmungen. Verfolgt wird ein ganzheitlicher Ansatz, der molekulare Methoden mit Zellkulturtechniken und Verhaltensbeobachtungen kombiniert. Langfristig soll die Forschung zum Geschmackssinn von Vögeln Rückschlüsse auf die menschliche Gesundheit zulassen. mehr
Myriam Benisty
Direktorin am Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg (zuvor tätig am Institut für Planetologie und Astrophysik in Grenoble und am Observatoire de la Côte d'Azur)

Einen Blick in den kosmischen Kreißsaal wirft Myriam Benisty. Die Astrophysikerin befasst sich mit den verschiedenen Formen der Sternentstehung, von massereichen Sternhaufen bis hin zu kleineren Sternen. Darüber hinaus will sie nachvollziehen, wie Planeten entstehen – insbesondere interessiert sie sich für die Entwicklung von Staubkörnern zu Planeten und die Eigenschaften der Gas- und Staubscheiben, in denen sie sich bilden. Benisty kombiniert Beobachtungen, Simulationen und Experimente. Sie nutzt modernste Technologien wie adaptive Optik und Infrarotinstrumente für Teleskope. Zu diesem Zweck werden Beobachtungen bei verschiedenen Wellenlängen sowohl mit großen bodengebundenen Teleskopen als auch mit Weltraumteleskopen durchgeführt. Benisty ergänzt diese Beobachtungen durch Simulationen auf Supercomputern, theoretische Modelle sowie durch spezielle Experimente im Labor. mehr
Meeyoung Cha
Direktorin am Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre, Bochum

Ihre Forschungsgruppe spezialisiert sich auf Informatik und Sozialwissenschaften und nutzt die Möglichkeiten von Big Data für das Verständnis von sozialen Informationen und Mensch-Maschine-Interaktionen. Die Forschung umfasst innovative Methoden in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit, Transparenz und Inklusion. Bahnbrechende Experimente befassen sich mit Themen wie Fehlinformation, Gesundheitsverhalten und KI-Sicherheit. In jüngster Zeit hat sie sich der Entwicklung von Berechnungsmethoden unter Verwendung von KI und Satellitenbildern im Zusammenhang mit der Kartierung von Armut und Umweltsicherheit gewidmet. Ihre Forschungsvision ist „Datenwissenschaft für die Menschheit“ und zielt darauf ab, computergestützte Methoden für die Bewältigung der dringenden Herausforderungen in komplexen sozialen Systemen zu entwickeln. mehr
Yafang Cheng
Direktorin am Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz 

​​Yafang Cheng untersucht, wie sich Aerosole auf Luftqualität, Klima und Gesundheit auswirken. Ihr Ziel ist es, diese Effekte im Erdsystem quantitativ vorherzusagen und physikalisch-chemische Theorien zu den Eigenschaften und Wechselwirkungen von Nanopartikeln weiterzuentwickeln.​​ Sie kombiniert Feldbeobachtungen, Instrumentenentwicklung und Laborexperimente mit numerischen Simulationen und maschinellem Lernen, um Schlüsselfragen zu identifizieren, Hypothesen zu testen, und das theoretische Verständnis voranzutreiben. Dieser Ansatz erweitert und stärkt den Schwerpunkt Erdsystemchemie und nutzt die verfügbaren Forschungsplattformen und Ressourcen des Max-Planck-Instituts für Chemie. Dazu zählen unter anderem das Forschungsflugzeug HALO, Hightech-Werkstätten und Laboratorien sowie Hochleistungsrechenanlagen. mehr
Frauke Gräter
Direktorin am Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz (zuvor tätig  am Heidelberger Institut für Theoretische Studien und  an der Universität Heidelberg)

Proteine, die fundamentalen Bausteine des Lebens, werden mechanischen Kräften ausgesetzt und passen sich diesen an. Frauke Gräters Forschungsinteresse gilt der grundlegenden Frage, wie mechanische Kräfte biochemische Prozesse in lebenden Organismen beeinflussen. Mit einem interdisziplinären Ansatz aus experimentellen Methoden, Hochleistungsrechnern und molekularen Simulationstechniken hat sie neue Erkenntnisse in Bereichen gewonnen, die von der Blutgerinnung bis zur Materialforschung an Kollagen reichen. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf der Entwicklung und Anwendung innovativer Methoden, die auf künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen basieren. Diese werden für eine zukunftsweisende Forschung im Bereich der weichen Materie eingesetzt. mehr
Yen-Ping Hsueh
Direktorin am Max-Planck-Institut für Biologie Tübingen, Tübingen (zuvor tätig am Institut für Molekularbiologie der Academia Sinica in Taiwan)

Yen-Ping Hsueh will die Geheimnisse hinter den Räubermechanismen und der Evolution im Pilzreich lüften: Ihre neue Abteilung befasst sich mit den molekularen Wechselwirkungen und der Koevolution von Nematoden, mikroskopisch kleinen Fadenwürmer, und Nematoden-fressenden Pilzen. Das Team um Hsueh untersucht unter anderem, wie der Modellorganismus C. elegans räuberische Pilze wahrnimmt und auf sie reagiert. Die Forschungsarbeiten erweitern das Verständnis der Biologie fleischfressender Pilze wie Nematoden-fangende Pilze und Austernpilze. Die Erkenntnis, wie Karnivorismus im Pilzreich entstanden ist, soll langfristig neue Wege eröffnen, Biokontrollmethoden und neuartige Therapien gegen parasitäre Nematoden-Infektionen zu entwickeln. mehr
Simone Kühn
Direktorin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin 

Wie beeinflussen verschiedene Umwelten unser Leben zu unterschiedlichen Zeitpunkten und über verschiedene Zeiträume hinweg? Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Veränderung von Lebensräumen wird es immer wichtiger, die Auswirkungen der physikalischen Umwelt auf den Menschen zu verstehen. Simone Kühn untersucht, ob es Phasen im Leben gibt, in denen die Umwelteinflüsse besonders prägend sind – von langfristigen Effekten der Wohnumgebung über die Vorteile kurzfristiger Naturaufenthalte bis hin zu unmittelbaren Reaktionen auf spezifische Umweltreize. Mit Zwillingsstudien will die Neurowissenschaftlerin herausfinden, wie Umweltbedingungen das Gehirn genetisch identischer Zwillinge beeinflusst. Die Studien sollen wertvolle Einblicke in den Zusammenhang zwischen Umwelt, Gehirnstruktur und psychischer Gesundheit liefern. Kühns Forschungsergebnisse könnten dazu beitragen, die Gestaltung von Lebensräumen, Stadtplanung und Architektur so zu verbessern, dass sie die psychische Gesundheit der Menschen nachhaltig fördern. mehr
Susanne Mertens
Direktorin am Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg (zuvor tätig an der Technischen Universität München, München)

Susanne Mertens forscht auf dem Gebiet der experimentellen Astroteilchenphysik. Sie beschäftigt sich mit einigen der grundlegendsten Fragen der Physik, wie etwa der Masse und den Eigenschaften von Neutrinos, dem Ursprung der Materie-Antimaterie Asymmetrie im Universum und der Natur der Dunklen Materie. Neben der Datenanalyse entwickelt sie neue Detektortechnologien für Großforschungsprojekte. Mertens ist an weltweit führenden Kooperationen beteiligt und teils in leitenden Positionen engagiert, so etwa als Co-Sprecherin des weltweit führenden Experimentes KATRIN zur Messung der Neutrinomasse. Sie fungiert als Principal Investigator beim TRISTAN-Projekt, einer geplanten Erweiterung von KATRIN zum Nachweis steriler Neutrinos, sowie beim ComPol-Projekt, einer Satellitenmission zur Messung der Röntgenpolarisation des Röntgendoppelsternsystems Cygnus X-1. Ihre Arbeiten tragen entscheidend zum Verständnis der elementaren Prozesse des Universums bei. mehr
Anne Röthel
Direktorin des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht  (zuvor tätig als Direktorin des Notarrechtlichen Zentrums Familienunternehmen an der Bucerius Law School und Leiterin des interdisziplinären Programms für rechtswissenschaftliche Forschung)

Ihre rechtsvergleichend und interdisziplinär angelegten Forschungen haben ihren Schwerpunkt in Fragen des Rechts der Person, der Familie und des privaten Lebens. Mit ihrer Arbeitsgruppe erforscht sie die Gewährleistungsversprechen heutiger Privatrechte zu Personsein, Privatheit und privatem Leben. Außerdem geht es ihr darum, wie sich Familienrechte unter den Bedingungen der Moderne verändern. Zuletzt hat sie zu körperlicher Selbstbestimmung geforscht. mehr
Amélie Saintonge
Direktorin am Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn (zuvor tätig am University College London, UK )

Amélie Saintonge erforscht die Wechselwirkung zwischen Galaxien und ihrer Umgebung – mit besonderem Fokus auf das kalte interstellare Medium und dessen Rolle, die es bei der Regulierung des Galaxienwachstums einnimmt. Mit ihren Beobachtungen konnte sie zeigen, dass sich die Effizienz, mit der die Sterne entstehen, systematisch von Galaxie zu Galaxie und über kosmische Zeitskalen hinweg ändert. Saintonges neue Forschungsabteilung konzentriert sich darauf, eine solide Beobachtungsbasis zu schaffen, insbesondere im (Sub-)mm- und Radiowellenbereich. Dies ist notwendig, um die Verbindung von Galaxien mit ihrer großräumigen gasförmigen Umgebung und dem kosmischen Netzwerk zu untersuchen. Gleichzeitig erforscht sie damit die Physik und Chemie des interstellaren Mediums und die treibenden Kräfte der Sternentstehung – von der Milchstraße über nahe Galaxien bis hin zum frühen Universum. mehr
Jie Shan & Kin Fai Mak
Direktorin am Max-Planck-Institut für Struktur und Dynamik der Materie, Hamburg (zuvor tätig an der Cornell University in New York, USA)

Jie Shan und ihr Mann Kin Fai Mak sind Pioniere in der Quantenmaterialforschung: Das Wissenschaftlerpaar ist bekannt für seine bahnbrechende Arbeit zu Nichtgleichgewichtsphänomenen in zweidimensionalen Heterostrukturen und Quantenmaterialien. Ihre Forschung konzentriert sich auf die optischen und elektronischen Eigenschaften nanoskaliger Materialien, insbesondere von atomar dünnen zweidimensionalen Kristallen wie Graphen und Übergangsmetall-Dichalkogeniden, sowie deren präzise angeordneten Heterostrukturen. Ihre Forschungsgruppe entwickelt experimentelle Techniken, um die internen Freiheitsgrade von Elektronen in diesen Materialien zu untersuchen, abzubilden und zu kontrollieren. Diese Arbeiten erfolgen bei extrem niedrigen Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt und ermöglichen ein tieferes Verständnis der neuartigen Eigenschaften dieser Materialien. mehr
Carmela Troncoso
Direktorin am Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre, Bochum  (Leiterin des SPRING Labs)

Die Datenschutz-Expertin wird im März 2025 ihre Tätigkeit als wissenschaftliche Direktorin der Abteilung SPRING (Security and Privacy Engineering) am Max-Planck-Institut aufnehmen. Sie leitete jenes Team, welches das Protokoll für die dezentrale, datenschutzfreundliche Verfolgung von Kontakten (Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing Protocol, kurz DP-3T) entwickelte, das für die SwisssCovid-Tracing-App verwendet wurde. Es sorgt dafür, dass die Daten, die vom Gerät der Nutzer*innen übertragen werden, keine Informationen über ihren Aufenthaltsort oder ihre sozialen Kontakte enthalten. Dieser Schutz der Privatsphäre stellt sicher, dass die Nutzung der App kein Risiko für die Nutzer*innen darstellt. mehr
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